hini hat geschrieben:Lieber Gaildorfer,
Martins sonderbare, geradezu brutale Reaktion auf den Kummer seiner Spielkameradin ist typisch für Kinder wie ihn, die seit der frühen Kindheit selbst Opfer von Schlägen und körperlichen Mißhandlungen gewesen sind. Die Reaktion steht in völligem Gegensatz zu den bei Kindern üblichen mitfühlenden Bitten und Bemühungen, einen weinenden Spielkameraden zu trösten. In Martins gewalttätiger Reaktion im Kindergarten könnten sich durchaus die Lektionen spiegeln, die er zu Hause gelernt hat, wenn er Tränen und Kummer zeigte: auf Weinen wird zunächst mit einer kurzen tröstenden Geste reagiert, aber wenn er nicht aufhört, folgen böse Blicke und wütendes Geschrei, dann Schläge und schließlich regelrechte Prügel. Das Beunruhigendste ist wohl, dass es Martin an der einfachsten Empathie zu fehlen scheint, der instinktiven Einstellung der Aggression gegen jemanden, der verletzt ist. Er zeigt mit zweieinhalb Jahren im Ansatz die moralischen Impulse eines grausamen und sadistischen Rohlings und dass wird in den Folgejahren nicht besser werden, wenn seine emotionale Intelligenz nicht gezielt gefördert wird. Dazu sind Schläge in jedem Altersabschnitt ungeeignet.
Grüße
von Hini
Da wurde wohl schon bei Martins Eltern was versäumt...
Hini, ich gehe mal davon aus, daß du hier ein reales Beispiel gewählt hast. Der Ansatz muß bei den Eltern erfolgen. Wenn die kein Einsehen haben, wird alle Hilfestellung bei dem Kind nichts (mehr) nützen. Aber gesetzt den Fall, du täuschst dich, und die Wuzel liegt nicht im Elternhaus? Auch solche Fälle soll es geben. Manche Kinder sind von Natur aus unsicherer als andere und neigen zu Wutausbrüchen, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. In dem Falle ist es angebracht, beide betroffenen Kinder zu konfrontieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn Kinder zuschlagen, ist es am leichtesten, ihnen in abgemilderter Form das Gleiche zu verabreichen, das sie grade dem anderen Kind zugefügt haben. Weil Kinder in dem Alter nämlich noch kein Bewußtsein dafür haben, daß der Gegenpart auch Schmerz empfindet. Und das Kind, dem ursprünglich der Schmerz zugefügt wurde, muß auch dabei sein. Damit es erkennt, daß es ernstgenommen wird, daß ein Versuch unternommen wurde, es zu rechtfertigen. Selbst so kleine verstehen das schon.
''If you have never been called a defiant, incorrigible, impossible woman… have faith… there is yet time." (C.P. Estes)